Merz abgeschlagen – AfD trotzdem über Ergebnis nicht glücklich

Kommentar von Carl-Wolfgang Holzapfel

Berlin, 16.01.2021/cw – Interessen von Parteien erscheinen oft widersprüchlich, sind aber in der Regel – zumindest aus dem Augenblick heraus – fundiert. Das läßt sich beispielhaft an den (unterstellten) Interessen der AfD ablesen. Diese mußte einen Sieg des favorisierten Friedrich Merz zum CDU-Parteichef fürchten, weil dieser von allen Kandidaten in der wahrscheinlichen Lage gewesen wäre, an die AfD verlorene Wähler wieder für eine konservativer werdende CDU rückzugewinnen. Insoweit konnte die AfD über den Sieg von Armin Laschet aufatmen, sind doch von diesem keine „Rückschritte“ zu einer weniger linken CDU zu erwarten.

Dass sich das Aufatmen jedoch in Grenzen halten dürfte liegt eher an der der Wahl Laschets zum CDU-Chef folgenden Konstellation. Im Gegensatz zu Friedrich Merz, der eine Kanzlerkandidatur wie selbstverständlich angestrebt hätte, kennt Laschet vermutlich seine Grenzen. Er wird also im ersten Jahr seiner Amtszeit als Chef der CDU alle Kraft darauf verwenden, die durchaus drohende Zersplitterung der einst einigen Partei zu verhindern. Eine Kanzlerkandidatur – durchaus zum Beispiel im Interesse der AfD, aber auch anderer Kontrahenten auf dem politischen Parkett – würde diese bereits vorhandenen Fliehkräfte in der Union verstärken. Laschet weiß wohl am Besten, daß sein Image für eine derartige Kandidatur zumindest zum jetzigen Zeitpunkt (noch nicht) ausreicht.

Der lachende Dritte ist vermutlich Markus Söder. Laschet wird diesem nach einer gewissen Anstandsfrist – diese wird wahrscheinlich durch die Landtagswahlen im März 2021 bestimmt – die Kanzlerkandidatur antragen. Und die Union wird mangels sonstiger Erfolgsaussichten in beschworener „Einigkeit“ diesem Laschet-Plazet zustimmen.

Der AfD stehen durch diese erwartbare Entscheidung zugunsten des neuen „bayerischen Löwen“ (nach Strauß) denn doch, trotz des jetzigen Vorstandswahlergebnisses, schwere Zeiten ins Haus. Denn Söder zehrt im Ansehen der Öffentlichkeit vom offenbar nicht tot zu kriegenden Nimbus der einstigen konservativen und dazu noch bayerischen Symbolfigur Franz Josef Strauß. Obwohl nicht mehr unter den Lebenden, wird die AfD es schwer haben, dagegen anzugehen.

Ihre einzige Chance wird daher darin bestehen, frühzeitig den gravierenden Unterschied zwischen Söder und seinem zumindest geistigen Vater Strauß herauszuarbeiten. Der amtierende Bayerische Ministerpräsident macht immer weniger Hehl aus seiner Sympathie für eine schwarz-grüne Koalition. Hier liegt tatsächlich die Achilles-Ferse eines künftigen Kanzlerkandidaten Söder. Denn eine schwarz-grüne Koalition würde im Grunde den vor Jahren eingeschlagenen Kurs der CDU nach links bestätigen und nicht konterkarieren.

Gerade diesen Kurs wollten die Merz-Unterstützer oder – Sympathisanten nicht mehr. Diese werden also bei ihrer Abkehr von der UNION bleiben und anderen Parteien ihre Stimme geben. Wahrscheinlich eher nicht der durch den Links-Kurs der CDU bereits „erfolgreich“ dezimierten SPD, aber wahrscheinlich (weiterhin) der AfD. Zum Beispiel.

Mit der heutigen Wahl, die noch der Bestätigung durch eine ausstehende Briefwahl bedarf, haben sich die Probleme der Union nicht erledigt, sie fangen womöglich erst richtig an.

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Veröffentlicht von redaktionhoheneckerbote

1944 im schlesischen Bad Landeck (heute Polen) geboren, in Berlin aufgewachsen. Erstes Interesse für Geschichte und Politik durch Ungarn-Aufstand 1956. 1958 Deutschlandpapier zur möglichen Lösung der "Deutschen Frage". Ab 1961 Gewaltloser Kampf gegen die (Berliner) Mauer. 1965 Verhftung durch DDR-Organe am Checkpoint Charlie nach Demo für die Freilassung politischer Gefangener in der DDR; 1966 Urteil in Ost-Berlin: 8 Jahre Zuchthaus; Oktober 1966 Freikauf. Bis 1989 weiterhin Demos an der Mauer in Berlin; am 13.08.1989 "Der Mann vom Checkpoint Charlie". Anfang der sechziger Jahre erste eigene Veröffentlichungen in Druck-Medien. Seit 2011 im Internet unter Redaktion Hohenecker Bote.

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