Hoheneck: Stollbergs OB zieht die Notbremse

Stollberg/Hoheneck, 23.07.2015/cw – Stollbergs Oberbürgermeister Marcel Schmidt (Unabhängig) zieht jetzt offenbar die Notbremse, um das Projekt „Gedenkstätte Stollberg“ nicht zu gefährden. Gegenüber der örtlichen Presse erklärte Schmidt, die Stadt habe jetzt die bisherigen Aufgaben des Fördervereins an sich gezogen, da die anhaltenden Querelen im Verein und die bisher nicht erfolgte Eintragung des neu gewählten Vorstandes in das Vereinsregister keine andere Alternative zuließen. Der Verein sei gegenwärtig nicht einmal in der Lage, notwendige Förderanträge zu stellen.

Zuvor kursierten in der Großen Kreisstadt im Erzgebirge Gerüchte, nach denen der neue und alte Vorsitzende Dietrich Hamann erneut seinen Rücktritt erklärt habe. Auch solle er aus diesem Anlass Finanzen und Unterlagen des Vereins an die Stadt übergeben haben. OB Schmidt wollte sowohl den Rücktritt Hamanns als auch eine Übergabe vereinsinterner Unterlagen an die Stadt auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren. Die Redaktion hatte u.a. nachgefragt, auf welcher rechtlichen Grundlage die Übergabe basieren würde, falls diese denn erfolgt ist.

Sterneberg kritisiert Doppelgleisigkeit der CDU

Unterdessen gehen die Arbeiten am ehemaligen Frauenzuchthaus Hoheneck im Rahmen der bereits bewilligten Finanzierungsmittel in Höhe von rund 5.6 Millionen Euro zügig weiter. Erst kürzlich hatte der Stadtrat gegen die Stimmen der CDU die Vergabe der Bauleistungen für den Parkplatz in Höhe von 378.000 Euro beschlossen. CDU-Fraktionsvorsitzender Raphael Jenatschke hatte „nicht überschaubare Kosten“ moniert und ein Gesamtkonzept und eine Kostenplanung angemahnt. Die Informationen der Stadtverwaltung reichten nicht aus, so die Stadtratsfraktion. Jenatschke verglich den Prozess mit einem „Fahren auf Sicht“.

Nachdem die wichtigsten Akteure des Fördervereins sämtlich der CDU angehören – so u.a. die stv. Vorsitzende Uta Windisch (MdL a.D.), MdB Marco Wanderwitz, Siegfried Reiprich von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten – löst die kritische Haltung der christdemokratischen Stadtratsfraktion wohl nicht nur in der Stadt Irritationen aus. Tatjana Sterneberg, Vorsitzende des ersten Fördervereins: „Die Haltung der CDU torpediert die zweifellos engagierten Bemühungen des Oberbürgermeisters, der von Beginn an mehr für die Umsetzung einer Gedenkstätte getan hat, als es seine Funktion bedingt. Wir als ehemalige Hoheneckerinnen sind für dieses Engagement sehr dankbar und hoffen, daß die CDU ihre hier gezeigte Doppelgleisigkeit aufgibt und sowohl den OB nachdrücklich unterstützt als auch im Förderverein auf dieses gemeinsame Ziel hinwirkt.“
Der erste Förderverein, 2011 u.a. von Tatjana Sterneberg und Dietrich Hamann gegründet, hat sich aufgelöst und in diesen Tagen beim Registergericht die Löschung aus dem Vereinsregister beantragt. (1.015)

V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin, Tel.: 030-30207785

Veröffentlicht von redaktionhoheneckerbote

1944 im schlesischen Bad Landeck (heute Polen) geboren, in Berlin aufgewachsen. Erstes Interesse für Geschichte und Politik durch Ungarn-Aufstand 1956. 1958 Deutschlandpapier zur möglichen Lösung der "Deutschen Frage". Ab 1961 Gewaltloser Kampf gegen die (Berliner) Mauer. 1965 Verhftung durch DDR-Organe am Checkpoint Charlie nach Demo für die Freilassung politischer Gefangener in der DDR; 1966 Urteil in Ost-Berlin: 8 Jahre Zuchthaus; Oktober 1966 Freikauf. Bis 1989 weiterhin Demos an der Mauer in Berlin; am 13.08.1989 "Der Mann vom Checkpoint Charlie". Anfang der sechziger Jahre erste eigene Veröffentlichungen in Druck-Medien. Seit 2011 im Internet unter Redaktion Hohenecker Bote.

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